Vorhofflimmern – wenn das Herz aus dem Rhythmus gerät
Medizin • Vorsorge

Herzrhythmusstörungen treten vor allem im mittleren und höheren Alter auf. Sie werden durch Lebensstilfaktoren wie hohen Blutdruck, wenig Bewegung, starkes Übergewicht, Diabetes, Rauchen, starken Alkoholkonsum begünstigt. Assoc. Prof. PD Mag. Dr. Lukas Fiedler, Leiter des Bereichs Herzkatheter – Interventionelle Kardiologie der Privatklinik Confraternität, informiert im Interview über die Symptome, Diagnostizierung und Behandlung des Vorhofflimmerns.

Herr Dr. Fiedler, wer ist von Vorhofflimmern am meisten betroffen und wie äußert es sich?

Das Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen, bei der die Vorhöfe des Herzens unkontrolliert und zu schnell schlagen. Typische Symptome sind: Herzklopfen, schneller Herzschlag, Atemnot, Schwäche, Schwindel sowie erhebliche Leistungseinschränkungen. Viele Betroffene erkennen die Gefahr nicht, oft dauert es Jahre, bis die Krankheit diagnostiziert wird.

Wann sollte man jedenfalls einen Spezialisten aufsuchen?

Wenn die genannten Symptome häufiger oder über eine längere Zeit anhalten, ist eine Abklärung durch eine:n Fachärztin:Facharzt angeraten. Mittels EKG werden Rhythmusstörungen diagnostiziert. Dabei wird die elektrische Aktivität des Herzens auf Unregelmäßigkeiten untersucht.

Welche Risiken sind mit einem Vorhofflimmern assoziiert?

Vorhofflimmern birgt das Risiko für Herzinsuffizienz und erhöht das Schlaganfallrisiko um das Fünffache. Das Mortalitätsrisiko ist bei Frauen doppelt so hoch, bei Männern eineinhalb Mal. Etwa ein Viertel aller Schlaganfälle ist durch Vorhofflimmern bedingt. Dadurch, dass beim Vorhofflimmern das Blut langsamer fließt, können sich Gerinnsel bilden. Wenn sich ein Gerinnsel ablöst und im Gehirn Blutgefäße verstopft, kommt es zum Schlaganfall.

Vorhofflimmern kann mit Medikamenten – sogenannten Antiarrhythmatika – behandelt werden. Warum ist das nicht immer die beste Option?

Antiarrhythmatika können auf Dauer eingenommen Nebenwirkungen haben – von leichten bis zu sehr erheblichen. Deshalb muss die Einnahme durch den Arzt kontrolliert werden. Eine gute Alternative ist ein elektrophysiologischer Eingriff, die so genannte Ablation. Mit diesem Eingriff soll ein unregelmäßig schlagendes Herz schnell in seinen natürlichen Rhythmus gebracht werden.

Wie funktioniert die Ablation?

Bei diesem Eingriff, der unter Narkose (ggf. auch unter Lokalanästhesie) stattfindet, wird über die Leiste ein Katheter in die untere Beinvene eingebracht, über die untere Hohlvene durch die Vorhofscheidewand in den linken Vorhof eingebracht, um die Störsignale abzuisolieren. Das häufigste Verfahren ist die Radiofrequenztherapie: Sie arbeitet mit Hitze und verödet das Herzgewebe, das für die Rhythmusstörung verantwortlich ist.

Eine neuere Technologie ist die Pulsed Field Ablation (PFA): Sie bietet weitere Optionen und soll die Sicherheit und Wirksamkeit erhöhen. Es ist ein Verfahren, bei dem durch kurze, hochenergetische elektrische Impulse gezielt Herzmuskelzellen abgetötet werden, um Herzrhythmusstörungen auszuschalten. Dabei wird das umliegende Gewebe geschont. Generell wurde die Technik in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert, das Gewebe kann in 3D dargestellt werden. Heute wird auch öfter nur ein Eingriff benötigt, wo früher mehrere Eingriffe erforderlich waren.

Wie erfolgreich ist die Ablation?

Die Ablation bietet hohe Erfolgsquoten bei niedrigen Komplikationsraten. Der Eingriff reduziert die Symptomatik deutlich und ermöglicht Patient:innen wieder ein gutes, beschwerdefreies Leben. Der Behandlungserfolg wird mittels Langzeit-EKG überprüft. Die Ablation ist jedoch ein Eingriff, der sehr viel Training erfordert, und nur in spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollte.

 

 

 

Assoc. Prof. PD Mag. Dr. Lukas Fiedler

Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie
Spezialgebiet Rhythmologie
Leiter Herzkatheter – Interventionelle Kardiologie der Privatklinik Confraternität

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