Verletzungsfrei beim Wintersport: Infos und Tipps vom Experten

Medizin • Vorsorge

Zwei Skifahrer fahren einen sonnigen Hang hinunter.

Das Verletzungsrisiko beim Skifahren und Snowboarden ist im Vergleich zu anderen Sportarten verhältnismäßig hoch, betroffen sind meist die Extremitäten und der Kopf.

Wie Ihr Skivergnügen verletzungsfrei verläuft, verrät Univ.-Prof. Dr. Christian Gäbler, Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie sowie Leiter des Sportambulatoriums Wien – Zentrum für Orthopädie und Sporttraumatologie (ZOS) und des Zentrums für Sport- und Gelenkchirurgie an der Privatklinik Confraternität.

Der Spezialist für Knie- und Schulterchirurgie gibt wichtige Informationen und nützliche Tipps:

Verletzungen beim Skifahren vs. Snowboarden

Besonders gefährdet ist beim Skifahren vor allem das Kniegelenk, weil es durch die Rotationsbewegung bzw. die Fixierung am Ski oft zu Rotationsverletzungen mit einhergehendem Kreuzbandriss und/oder Meniskusriss kommt.

Beim Snowboarden sind beide Füße an das Brett fixiert, beim Sturz kommt es hier eher zu Verletzungen von Handgelenk, Ellbogen und Schulter. Insgesamt zeigt sich hier ein zweieinhalb Mal höheres Frakturrisiko als beim Skifahren.

Die häufigsten Ursachen für Verletzungen im alpinen Sport sind einerseits (zu) hohe Geschwindigkeit, aber auch volle Pisten und ungenügende Vorbereitung auf das Wintervergnügen.

Muskelkraft und Kondition

Wer das ganze Jahr über Sport betreibt, reduziert das Risiko, sich beim Wintersport zu verletzen. Zumindest sollte aber schon einige Wochen vor dem ersten Skiausflug mit gezielten Skigymnastik-Übungen für Muskelkraft, Koordination und Kondition begonnen werden. Vor der ersten Abfahrt empfiehlt sich gezieltes Aufwärmen, um die Muskeln und Sehnen auf die ungewohnte Belastung vorzubereiten.

Ski und Snowboard vor einer Skihütte.

Witterung und Ermüdung

Nicht zuletzt sollte natürlich auch auf die spezifischen Witterungsverhältnisse am Berg geachtet werden, da zum Beispiel bei schlechter Sicht oder Schneetreiben die Gefahr eines Sturzes steigt. In höher gelegenen Skigebieten sind auch die relative Sauerstoffarmut und die trockene Luft nicht zu unterschätzen, die in Kombination mit der körperlichen Belastung zu einer schnelleren Ermüdung führen.

Pausen und Flüssigkeit

Gönnen Sie sich deshalb regelmäßige Pausen, achten Sie auf genügend Flüssigkeitszufuhr und beenden Sie den Skitag, abhängig von der körperlichen Verfassung, gegebenenfalls frühzeitiger als geplant. Für ein ungetrübtes Skivergnügen sollte der Einkehrschwung in die Schirmbar erst nach der letzten Abfahrt ins Tal erfolgen.

Als absolutes Muss sollte natürlich auch ein Helm getragen werden, um die mitunter fatalen Folgen eines Sturzes auf den Kopf deutlich reduzieren zu können.

Was tun, wenn man gestürzt ist?

Sollte doch ein Sturz passieren, dann ist unbedingt die P.E.C.H.-Regel zu beachten:

PAUSE
Kühlen mit EIS
COMPRESSION
HOCHLAGERN

Bei anhaltenden Beschwerden und bei schweren Stürzen ist eine ärztliche Abklärung angeraten.

Kreuzbandriss und Operation

Vor allem bei Verletzungen des Kreuzbandes ist eine rasche Diagnose wichtig, um bei einer möglichen Operationsindikation keine Zeit zu verlieren. Beim sportlichen Patienten bzw. der sportlichen Patientin sollte die Kreuzbandoperation so rasch wie möglich erfolgen, um die Rekonvaleszenzzeit möglichst kurz zu halten.

Ich sehe allerdings immer wieder Patient*innen in meiner Ordination, denen zum Beispiel am Skiort mitgeteilt wurde, dass man einen Kreuzbandriss innerhalb von 24 Stunden operieren müsse, da es sonst zu massiven Problemen im Knie kommen kann, das Knie schlimmstenfalls steif werden würde. Das ist falsch und korreliert nicht mit der derzeitigen Studienlage.

Aktuelle Studien zeigen ganz klar, dass eine Kreuzband-Operation innerhalb von 7 bis 10 Tagen nach Verletzung möglich und sinnvoll ist. Sollte man sich zu einer akuten Operation gedrängt fühlen, würde ich eher empfehlen, einen raschen Termin bei einem Arzt bzw. einer Ärztin des Vertrauens  zu Hause zu vereinbaren. Da ist dann auch die Phase der Nachbetreuung durch den Operateur gesichert.

Univ.-Prof. Dr. Christian Gäbler

 

Der Autor:

Univ.-Prof. Dr. Christian Gäbler
Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie
Sportambulatorium Wien
Zentrum für Sport- und Gelenkchirurgie

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