Herzinsuffizienz - wenn das Herz schwächelt
Medizin
Das menschliche Herz ist ein Muskel, der fünf Liter Blut pro Minute durch den Körper pumpt. Eine Herzschwäche – oder Herzinsuffizienz – liegt vor, wenn das Herz ist nicht mehr fähig ist, die erforderliche Menge Blut durch den Körper zu pumpen, um Organe, Muskeln, Nerven etc. ausreichend mit Blut zu versorgen. Es kommt einerseits zu einer mangelhaften Durchblutung, andererseits staut sich Blut, das zum Herzen gebracht wird, zurück. Dadurch wird das Herz bei jedem Schlag übernatürlich belastet. Diese Problematik verschlechtert sich zunehmend.
Univ.-Prof. Dr. Severin Schwarzacher, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie an der Privatklinik Confraternität, beantwortet die wichtigsten Fragen zu Entstehung, Vorbeugung und Therapie der Erkrankung.
Wie äußert sich Herzschwäche?
Die Herzschwäche äußert sich symptomatisch vor allem durch Atemnot, weil Blut in die Lunge zurückgestaut wird. Durch die Lungenstauung wird häufig ein Hustenreiz ausgelöst. Außerdem kommt es zum Anschwellen der Beine und Füße, das heißt, es entwickeln sich Ödeme, weil das Blut über die Vene nicht abgepumpt werden kann. Auffallend ist auch ein schneller Puls – der Körper registriert, dass der Durchblutungsdruck nicht mehr gewährleistet ist. Er versucht, über den Puls mehr Blut zu pumpen, was leider nicht gelingt.
Eine Herzinsuffizienz geht mit einer oft erheblichen Leistungseinschränkung einher. Wenn man zum Beispiel Treppen nicht mehr hinaufsteigen kann, dann ist das ein Alarmzeichen, das einen dazu bewegen sollte, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Je stärker die Symptome und je ausgeprägter die Wassereinlagerungen sind, desto schlechter ist es. Der Kardiologe bzw. die Kardiologin muss zunächst klären, warum das so ist, und dann die Ursache behandeln. Es gibt die Akutbehandlung, vor allem durch Entwässerung, und – viel wichtiger – die direkte Behandlung der Krankheit, die dazu geführt hat.
Wie verläuft die Diagnostik?
Mithilfe von EKG und Abhören, der Untersuchung, ob Ödeme vorhanden sind und ob die Halsvenen gestaut sind, sowie einer Ultraschalluntersuchung des Herzens bekommt man ein gutes Bild.
Welche Rolle spielen dabei Hormone?
Es gibt eine Reihe von hormonellen Substanzen, die produziert werden, um die Durchblutung zu gewährleisten. Man nennt das die „humorale Kreislaufregulation“. Bei einer Herzschwäche erhöhen sich gewisse Parameter. Diese können aber auch durch andere Erkrankungen – wie etwa Vorhofflimmern – erhöht sein. Deshalb ist eine genaue Diagnosestellung essenziell.
Woher kommt die Herzinsuffizienz?
Sie wird durch die Erkrankung des Muskels verursacht: entweder durch akuten Verschluss eines Herzkranzgefäßes, wie beim Herzinfarkt, oder eine chronische Angina Pectoris mit zunehmender Reduktion der Durchblutung. Bei einer akuten Durchblutungsstörung wird der Herzmuskel zerstört, was nur zu einem gewissen Grad reversibel sein kann. Oder der Herzmuskel ist geschwächt – das ist sehr wohl reversibel.
Hypertonie, also hoher Blutdruck, bedeutet konstanten Stress für den Herzmuskel und führt über Jahre zur Herzinsuffizienz. Die meisten Personen mit Herzinsuffizienz sind nicht behandelte Blutdruckpatient*innen (ca. 75 Prozent). Das Problem liegt oft darin, dass der Bluthochdruck auftritt, ohne dass man gleich etwas bemerkt. Das betrifft überwiegend ältere Patient*innen, aber es gibt auch jüngere mit Bluthochdruck.
Das dritte Problem sind die Herzklappen. Deshalb muss man als Kardiologe bzw. Kardiologin mittels Ultraschall überprüfen, ob es ein Klappenproblem gibt. Mit unseren hochpräzisen Ultraschallgeräten können wir das alles erkennen.
Weniger relevant – aber durch Covid-19 etwas aktueller geworden – ist die Myokarditis, also die Herzmuskelentzündung, die auch zu schwerer Herzschwäche führen kann.
Wie kann man Herzschwäche vorbeugen?
Durch einen gesunden Lebensstil: den Verzicht auf Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum, Vermeidung von Übergewicht. Diabetes ist massiv mit Herzschwäche assoziiert. Es gibt allerdings auch Fälle, in denen die Durchblutungsschwäche des Herzens genetisch vererbt ist.
Wie wird Herzschwäche therapiert?
Im Vordergrund steht die medikamentöse Therapie, ebenso wie bei der Blutdrucktherapie. Man muss die Ursache bekämpfen, also die Durchblutung wiederherstellen, die Klappe reparieren, etc. Die Medikamente zielen darauf ab, den Stress für das Herz zu reduzieren, dann kann sich das Herz regenerieren. Das funktioniert mit Medikamenten verblüffend gut. Die Behandlung ist immer individuell; mit dem richtigen Einstellen lässt sich die Leistungsfähigkeit wieder steigern. Das muss allerdings kontrolliert erfolgen, damit es nicht erneut zur Überlastung des Herzens kommt.